2. Location - Der Reiter ohne Kopf

Lageplan der Dernkmalanlage
Das Ulanen - Denkmal
Ein geheimer Gedächtnisort.
Das Denkmal wurde innerhalb von zwei Jahren erbaut.
Die Initiative dafür gaben die Veteranen des 2. Pommerschen Ulanen-Regiment Nr. 9 in Gedenken aller Gefallenen an allen Kriegsschauplätzen von 1866, 1870/71 und 1914 bis 1918.
Entworfen wurde es von dem Berliner Bildhauer Fritz Richter-Elsner. Das Denkmal wurde am 10. Jahrestag des Ausrittes der Ulanen in den ersten Weltkrieg, am 3.August 1924, feierlich eingeweiht.

Die komplette Denkmalanlage im Jahr 1924 nach der feierlichen Einweihung.
In dieser Zeit konnte das Denkmal von der Stadt aus gesehen werden, da es insgesamt 8. Meter hoch war.
Es besteht aus zahlreichen unterschiedlich stark bearbeiteten Granit-Findlingen, die aus Megalith-Gräbern aus der Umgebung stammen. Die Steine sind über 3000 Jahre alt. Eines der Großsteingräber bei Quitzerow wurde für den Bau völlig abgetragen. Größere Blöcke wurden gespalten und zum Teil als germanische Runensteine aufgestellt.

Das Kettentor:
Es wird auch Dreistein, Felsentor oder Steintor genannt und besteht aus drei Findlingen.
An diesem Eingang befand sich einst eine Eiserne kette, die symbolisch an den Versailler Vertrag erinnern sollte.
1935 wurde die Kette von den Nationalsozialisten zerbrochen und an den Seiten des Tores befestigt. Ein symbolischer Akt für die Befreiung des Vertrages.
In den Findlingen waren Tafeln eingelassen und mit Inschriften versehen:
"Denke dran, wenn du schreitest über diese Ketten,
es gilt des Vaterlandes Ehre und Freiheit zu retten."
Durch dieses Tor kommt man auf den unteres Vorhof.
Das Kettentor in den Jahren 1924 bis 1935

Der untere Vorhof mit der Felsentreppe und der Quelle und dem Nornenstein
Der untere Vorhof:
Auf der linken Seite dieses Platzes ist das Thema Ostara Born (Frühlingsgöttin) verinnerlicht.
"Um dem dramatischen ernst des Gesamtbildes
auch einen freundlichen belebenden Moment zu geben,
wurde die Idylle einer heiligen Quelle geschaffen.
Die umfriedete Steinsetzung kennzeichnet die geweihte Stätte.
"Freya Allgoldene!" Ihr ist die Quelle geweiht"
Auf der rechten Seite des Platzes ist das Thema Volk in Not gestaltet worden.
Hier steht:
"der gewaltige Quader des Nornensteines, grau, zerrissen wie ein Schicksalwirrniss."
Die Felsentreppe:
Zum oberen Vorhof führt eine Felsentreppe, die aus 21. Stufen besteht.
Beidseitig stehen aufrechte Findlinge. Zwischen den Findlingen kann man jeweils zweimal nach links und rechts zu den Hünengräbern gehen. Früher lagen hier in den Öffnungen unterschiedliche Gegenstände.
Am Zugang zu der Treppe befinden sich auf zwei Steinen eine Inschrift.
Links steht "Alaf sal fena!"-Alles Sonnenheil dem Kraftbewusstsein.
Rechts steht "Sal and Sig!"- Heil und Sieg. Die Inschriften wurden 1945 entfernt.
An der Felsentreppe entlang wurden die Göttersteine und die Steine der Heilzeichen aufgestellt:
- der Wodanstein, germanischer Gott Odin, mit der Gottheitsrune und den beiden Raben Hugin und Munin,
Gedanke und Erinnerung.
-gegenüber der Stein des Donar, germanischer Donnergott Thor.
-der Baldurstein, Gott der Sonne und der Stein mit den drei Kreuzen.
Alle Inschriften und Symbole wurden ebenso nach 1945 entfernt.
Die Hünengräber neben der Felsentreppe

Als erstes, auf der linken Seite, sieht man das Grab für die Sänger und Helden.
Im Grab befanden sich die Skaldenharve, der Lorbeerkranz und das Schwert Balmung.
Direkt links daneben befindet sich der Sagastein.
Auf der rechten Seite des ersten Absatzes befindet sich das Hünengrab mit Schild und Schwert in der Felsennische.

Nach weiteren neun Stufen auf der Treppe befand sich links der Siegfriedstein mit dem Flügelhelm


Auf der gleichen Höhe rechts neben den Stufen befand sich der Nibellungenstein mit einem Hörnerhelm.
Auf dessen rechter Seite steht der Schwurstein.
Der Obere Vorhof:
Wenn man weitere neun Stufen hinauf geht, kommt man auf den Oberen Vorhof, den man auch als Säulengang bezeichnet.
Auf rechter und linker Seite wird er jeweils von vier Pfeilern begrenzt, die mit Drachenköpfen verbunden sind.
Über drei Stufen erreicht man das Plateau des Reiterstandbildes.
Das Reiterstandbild mit Sockel:

Das Reiterstandbild mit der Halbrunden Mauer im Hintergrund. Und von der Seite

Auf dem oberen Plateau befand sich das Reiterstandbild.
Auf einem drei Meter hohen Sockel stand die Skulptur des Militärpferdes mit einem Ulanen, das bis zur Speerspitze noch einmal vier Meter maß.
Die Uniformierung, Bewaffnung und Ausrüstung entsprach dem Stand von 1914.
Die Halbrunde Mauer:
Die Denkmalanlage wird nach Osten durch die halbrunde Mauer abgeschlossen.
In der Mitte wurde eine Inschrift eingefasst:
"Dem II. Pommerschen UL.R. und seinen treuen Toten."
In die Mauer wurden zwei plastische Darstellungen und Tafeln mit den Namen der gefallenen Regimentsangehörigen in den Kriegen von 1966 bis 1918.
Auf den Eckpfeilern standen Feuerschalen.

Die linke Seite mit Relief:
Dargestellt sind zwei Söhne am Ort des gefallenen Vaters. Der älteste Sohn hält den Ulanenhelm Tschapka.
Der jüngere Sohn steht mit dem Kavalleriesäbel am Gefallenen, der ihn als Offizier ausweist.
Bedeckt ist der Gefallene mit einem Militärmantel. Posthum ist ihm das Eiserne Kreuz verliehen worden, dass er in der linken Hand hält.
Das Relief auf der rechten Seite:
Dargestellt ist hier eine trauernde Mutter und zwei Soldaten.
Die Mutter übergibt den Kavalleriesäbel an einen Sohn.
Im Unterschied zum linken Bild sind die Männer mit Stiefel, Koppel und Stahlhelm uniformiert.

Zerstörung des Denkmals:

Vor 1945:
Nachdem am 16.März 1935 mit dem Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht die allgemeine Wehpflicht wieder eingeführt wurde, fand am 7. Juli 1935 mit propagandistischen Aufwand die Kettensprengung auf dem Gelände des Ulan-Denkmals statt.
Das Kettentor ohne die Kette. Heutiger Zustand.
Nach 1945:
Der Prozess der Zerstörung kann in drei Zeitabschnitten unterteilt werden.
1. Abschnitt: Bis zum Kriegsende wurden bewegliche Teile aus der Denkmalanlage entfernt und eingelagert.
Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, wer das angeordnet hat.
2. Abschnitt: Es folgten die Monate nach Kriegsende. Diese Zerstörungen waren zunächst von planlosem Vorgehen und laienhaften Verständnis der Denkmalkultur geprägt. Sie zeugen von Siegerjustiz der Besatzer (Sowjetunion), individuell vorauseilendem Gehorsam sowie schließlich von differenzierten vulgärproletarischen Vergeltungsakten.
Das Reiterstandbild wurde gesprengt und vergraben.
3. Abschnitt: Die Zerstörung und der Rückbau wurde durch eine Richtlinie über den Umgang von Denkmälern im öffentlichen Raum eingeleitet.
" Auf allen öffentlichen Plätzen müssen die Kriegsdenkmäler von 1870/71
und die von 1914 bis 1918 verschwinden!"
Am 6. August 1946 wurde entschieden, dass der Rest des Reiterstandbildes, die Symbole und die Reliefdarstellungen entfernt werden sollen.
Aus einem Dokument des Rates der Kreises Demmin vom 22. Oktober 1951 lässt sich auf den Zustand des Denkmals schließen. Das Reiterstandbild und die Reliefs in der Rundmauer sind schon längst entfernt worden. Einige in den Findlingen eingemeißelte Symbole und Inschriften sind noch vorhanden.
Diese wurden in den folgenden Monaten von Steinmetzen entfernt.
Der Rest der Anlage blieb erhalten.
Der Wiederaufbau des Denkmals von 1993 bis 1995:
Im Jahre 1993 bildete sich die Arbeitsgemeinschaft zur Wiederherstellung des Ulan-Denkmals.
Innerhalb von Zwei Jahren und einem Budget von 250.000 Mark war es ihnen gelungen zumindest Teile des Reiterstandbildes zu rekonstruieren und die Anlage von Unkraut und Wildwuchs zu befreien. Die angestrebte Gartenanlage, sowie die komplette Rekonstruierung des Standbildes fand aus Kostengründen nie statt. Auch die eingelagerten Tafeln mit den Gefallenen wurden nie wieder angebracht.
Am 23. Mai 1995 war es soweit:
An diesem Tag wurde das restaurierte Denkmal offiziell wieder an die Öffentlichkeit übergeben.
"Wir können Geschichte nicht bewältigen in dem Sinne, dass wir sie hinter uns lassen,
ablegen, wie eine ungeliebte Last, auslöschen, verdrängen oder streichen.
Deshalb wurde dieses Denkmal dem Verfall entrissen, denn es ist verbildlichte Demminer Geschichte,
die in diesem Falle heißt:
Unsere Heimatstadt war Garnisonsstadt. Sie wurde geprägt durch
das 2. Pommersche Ulanenregiment Nr.9 . "
(Ansprache des Bürgermeisters Ernst Wellmer)
Quelle: Karsten Behrens, Der verschwundene Reiter-Das Ulan-Denkmal in Demmin, 1.Auflage 2016.
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